So kam der Schleswiger Dom in die App Nordkirche

Kirchenpädagoginnen nutzten ihre freigewordene Zeit im Lockdown

Seit 900 Jahren blickt der St. Petri-Dom gelassen auf das Treiben zu seinen Füßen. Er ist Wahrzeichen der Stadt Schleswig und zieht Gläubige und Besucher*innen aus aller Welt an. Am 24. Oktober wurde er nach umfangreichen Baumaßnahmen feierlich wieder eröffnet. Auch das „Team Kirchenpädagogik“ um Amrei Magdanz feierte an diesem Tag einen Meilenstein: Seit dem 24. Oktober ist der Schleswiger Dom auch in der App Nordkirche vertreten, und ihre Arbeit von fast zwei Jahren nun für alle sicht- und hörbar.

„Als Kirchenpädagoginnen haben wir viel Wissen zum Schleswiger Dom, und immer wieder Texte für den «Tag des Offenen Denkmals» oder Gemeindeveranstaltungen erstellt. Deshalb wurden wir angefragt, ob wir die Inhalte für den Auftritt unseres Doms in der App Nordkirche erstellen könnten. Die Initiative dazu ging von unserem Bischof Gothard Magaard aus, und wurde von der Kirchengemeinde großartig unterstützt, unter anderem, indem wir die kostenpflichtige Variante mit Kirchenführung bestellen konnten“, erzählt Amrei Magdanz. Die Kunsthistorikerin und Leiterin des Arbeitsbereiches „Offene Kirche“ am St. Petri-Dom leitet die Projektgruppe.

Organisation: Wöchentliche Zoom-Treffen «dank» Corona

Normalerweise leiten die vier ehrenamtlichen Kirchenpädagoginnen, die mit Amrei Magdanz und einer Pastorin das App-Team bilden, Dom- und Erlebnisführungen für Gruppen und bringen den St. Petri-Dom vor allem Schulklassen, Kindergärten und Konfirmand*innen «vom Keller bis zum Dach» näher. Um die Inhalte für die App zu erarbeiten, traf sich die Gruppe nun anfangs jeden zweiten, bald aber jeden Montagvormittag für drei Stunden. «Der Umbau hat uns die nötige Zeit dafür verschafft, und sogar die Corona-Pandemie war in dieser Hinsicht ein Glücksfall. Nicht zuletzt deshalb, weil wir unsere Treffen ganz einfach und ohne Reiseaufwand über Zoom abhalten konnten», erzählen sie. „Im Laufe der Zeit haben wir festgestellt, dass Zoom-Meetings eine praktische gemeinsame Textbearbeitung ermöglichen“, ergänzt Pastorin Christiana Lasch-Pittkowski.

Der Plan war, bis zur Eröffnung am 24. Oktober und dem «Go-Live» der Inhalte fünf Stationen fertig zu haben. «Tatsächlich haben wir dann neun geschafft, und bis Ende des Jahres wollen wir alle zwölf Stationen fertig haben. Schließlich wollen wir im neuen Jahr wieder mit unseren Führungen starten, und dann soll das Projekt abgeschlossen sein», sagt Kirchenpädagogin Katja Wriedt. Der Tatendrang der Ehrenamtlichen ist auch nach fast zwei Jahren ungebrochen.

Inhaltliche Umsetzung: 12 Stationen mit «Wissen», «Glauben» und «Erleben»

Bei den Treffen ist öfters auch Oliver Quellmalz dabei. Als Projektleiter der App Nordkirche beim Kommunikationswerk der Nordkirche unterstützt er die Gruppe. «Gemeinsam haben wir zu Beginn festgelegt, wie wir den Dom in zwölf Stationen am besten präsentieren könnten, und welche Inhalte jeweils für die Bereiche «Wissen», «Glauben» und «Erleben» zu erarbeiten wären», erklärt er.

«Beim Schreiben haben wir uns immer wieder gefragt: Was würden wir gerne selbst in der App lesen und entdecken, was würde uns selbst gefallen?», erzählt Dorothea Walther, eine der Projektmitarbeiterinnen. Die Grundidee der "Variante mit Kirchenführung" der App Nordkirche ist es, Besuchern vor Ort oder Online-Besuchern eine Kirchenführung und Informationen zur Kirche anzubieten, sowohl zum Lesen als auch zum Anhören, und im Punkt «Erleben» sogar interaktiv, mit Videos, Spielen, einem Quiz (auch, aber nicht nur für Kinder!). Historische Fakten werden ebenso vermittelt wie Inhalte zum Thema Glauben. Die Zielgruppen sind also nicht nur Touristen, sondern auch regelmäßige Besucher und die eigenen Gemeindemitglieder.

Texte und Bilder: Im Team gemeinsam gewachsen

Nachdem die Stationen definiert waren, erarbeitete die Gruppe die ersten Inhalte. «Meistens hat eine von uns den Text für einen Abschnitt geschrieben, wir haben ihn alle gelesen, und am nächsten Montagvormittag besprochen. Das klingt einfach, war es aber nicht. Denn wir mussten auch lernen, die Texte unserer Kolleginnen und Freundinnen zu kritisieren bzw. die Kritik zuzulassen. Ziel war schließlich, dass der Text am Ende perfekt wäre. Da hat es enorm geholfen, dass wir uns schon so lange und so gut kennen», erzählt Teammitglied Kirsten Buhmann.

Eine besondere Herausforderung war es auch, die Texte «App-gerecht» zu machen. «Wir haben so viel Wissen zum Dom, aber natürlich können wir das nicht alles in der App unterbringen. Wir mussten also auch ‘Mut zur Lücke’ zulassen», so Cornelia Ulrich, die vierte Ehrenamtliche. Deshalb entschloss sich die Gruppe auch, die beiden zuerst erarbeiteten Stationen noch einmal zu überarbeiten. «Das war zwar Mehrarbeit, aber es hat sich unbedingt gelohnt.» Ebenfalls mussten die Autorinnen lernen, ihre Texte so zu schreiben, dass sie sich sowohl zum «selber Lesen» eignen als auch zum Anhören. Denn die Texte werden von professionellen Sprechern eingelesen, sodass die App wie ein Audioguide verwendet werden kann.

Weniger Kopfzerbrechen bereiteten die Bilder, so Amrei Magdanz: «Aufgrund des Umbaus konnten wir ja nicht einfach bei Bedarf neue, aktuelle Bilder machen. Da war es ein Glücksfall, dass der Ehemann unserer Pastorin ein begeisterter Hobbyfotograf ist, und wir auf seinen riesigen Fundus von Bildern des Doms zurückgreifen durften.»

Amrei Magdanz

Kunsthistorikerin

Amrei Magdanz ist studierte Kunsthistorikerin. In einem zweiten Studiengang hat sie Kunstpädagogik und Evangelische Theologie studiert. Sie leitet den Arbeitsbereich „Offene Kirche“ und Kirchenpädagogik am Schleswiger Dom.

www.kirchengemeinde-schleswig.de

Technische Umsetzung und nächste Schritte

Die technische Umsetzung koordinierten Oliver Quellmalz und das Digitalteam des Kommunikationswerks der Nordkirche. Er sorgte auch für das professionelle Lektorat der Texte, die Vertonung, die Eingabe der Inhalte in die App und die Programmierung der interaktiven Inhalte. «Die engagierte Gruppe um den Schleswiger Dom ist für mich als Projektleiter ein echtes Geschenk. Anhand ihrer Erfahrungen können wir abschätzen, wie wir weiteren Kirchengemeinden die Arbeit mit der App so einfach wie möglich machen können. Denn Ziel ist es, dass die Inhalte möglichst von den jeweiligen Personen oder Gruppen erarbeitet werden können», erklärt Oliver Quellmalz.

So ganz aufhören will die Gruppe aber auch nach Abschluss des Projekts nicht: «Wir möchten die App bzw. unsere Informationen zu St. Petri gern mehrsprachig anbieten – in diesem Fall für unsere dänischen Besucher, denn schließlich liegt ein dänischer König, Friedrich I., im St. Petri-Dom begraben.» Und wie jede Erweiterung der Nordkirchen-App wird auch diese allen anderen Kirchengemeinden zugute kommen. Alle Geodaten in der App speisen sich aus der Datenbank der Nordkirche

Learnings aus diesem Projekt / Erfolgskriterien

  • Für die Konsistenz der Inhalte ist es ein großer Vorteil, wenn alle Texte von der gleichen Gruppe erarbeitet werden.
  • Auch zwischen den wöchentlichen Treffen braucht es Zeit: eigene Texte schreiben, fremde Texte lesen und Änderungsvorschläge vorbereiten.
  • Es ist wichtig, immer wieder einen Schritt zurückzutreten und sich die Frage zu stellen: „Wer ist unsere Zielgruppe? Für wen schreiben wir?“ Auch braucht es „Mut zur Lücke“: Die App kann nicht alles abdecken - wer sich weiter informieren will, kann den Domführer in Buchform erwerben.
  • Es spart viel Zeit, wenn man Erfahrung mit dem Objekt „Kirche“ hat, sodass man beim Erarbeiten der Inhalte auf bestehendes Wissen zurückgreifen kann und sich das Wissen nicht erst selbst aneignen muss.

Weitere Artikel & Kurse