Stacey Gabrielle Koenitz RozellsStacey Gabrielle Koenitz Rozells

Bildrechte & Co: Interview mit Corinna Lovens

Corinna Lovens, Dozentin für Datenschutz an der Evangelischen Medienakademie, wuchs ohne Fernseher auf, und schickte ihre Gedanken mit Hilfe (anderer) Medien auf die Reise. Heute berät sie neben Unternehmen auch die Nordkirche und ist überzeugt: Datenschutz hat nur auf den ersten Blick mit Daten zu tun: viel eher geht es um Vertrauen.

Frau Lovens, Sie haben klassische Buchherstellung gelernt und am Ende Neue Medien studiert. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Das Thema Medien war früh gesetzt. Ich komme aus einem kleinen Dorf, in dem mehr Pferde als Menschen leben. Zwei Mal am Tag fuhr ein Bus, und neben der Bushaltestelle stand ein wackliger Briefkasten - das war’s. Als Erwachsene würde man sagen: idyllisch. Als Heranwachsende war es ziemlich langweilig. Medien waren die einzige Möglichkeit, zumindest mit den Gedanken in die weite Welt hinauszuziehen. Als ich nach dem Abitur dann wirklich in die Welt hinausziehen konnte, wollte ich verstehen, wie das funktioniert mit „den Medien“. Ich bin Lehrenden gefolgt, die leidenschaftlich am Puls der Zeit im Bereich Medien unterwegs sind. Irgendwann landete ich in Stockholm und studierte „Neue Medien“.

Für viele ist Datenschutz ja eher notwendiges Beiwerk zu ihrer täglichen Arbeit. Für Sie ist es Ihre große berufliche Liebe. Was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?

Bei Datenschutz geht es auf den ersten Blick um personenbezogene Daten, Datenflüsse und technische Einstellungen. Wenn man aber genau hinschaut, merkt man: Im Kern geht es um Vertrauen. Das kenne wir alle: Meinem Partner, dem ich vertraue, gebe ich auch meine Geheimnummer für die EC-Karte. Die Frage, die mich antreibt, ist: Wie können wir in der digitalen Welt vertrauensvoll – aber nicht naiv – miteinander interagieren?

Sehr viele Kommunikator*innen posten Inhalte für ihre Organisation in den sozialen Medien. Da stellt sich oft die Frage, was darf man? Und woher weiß ich, was ich darf?

Auch bei uns Profis wird die Entscheidung, ob etwas veröffentlicht werden darf oder nicht, am Ende vom Bauchgefühl beeinflusst. Aber es wäre zu leichtsinnig, sich allein darauf zu verlassen. Man muss die Leitplanken in Bezug auf Bilder, Texte, Musik und manchmal auch werbliche Inhalte gut kennen, und das sind gar nicht so wenige.

Welche drei „Basics“ sollte man bei der Verwendung von Bildern in jedem Fall beachten?

  1. Das Bild genau anschauen: Habe ich das Recht zur Veröffentlichung von allem, was darauf abgebildet ist: Personen, Bauwerke, Marken?
  2. Wenn Personen abgebildet sind: Sind sie mit der Art und Weise und der Situation, in der sie abgebildet sind, einverstanden?
  3. Der Urheber hat das Recht auf Namensnennung – also: die Kennzeichnung des Bildes nichts vergessen.

Was raten Sie, wenn man unsicher ist?

Lieber ein anderes Bild nehmen. Und sich daran gewöhnen, Bilder zu veröffentlichen, auf denen Personen nicht erkennbar sind. Sich lieber künstlerisch mit tollen kreativen Lösungen wie Gegenlicht, Unschärfe etc. beschäftigen als mit den Details der Rechtsprechung.

Hinweis

Corinna Lovens bietet im Kursprogramm regelmäßig Datenschutz Seminare für die Kommunikationspraxis an ;-)
Ihre Kurs-Termine 2022 auf einen Blick: Hier.

Welchen Blogs/Fachzeitschriften/Influencer*innen folgen Sie, um Ihr Wissen aktuell zu halten?

Oh, das ist wirklich eine schwierige Frage. Das Thema ist ja sehr vielfältig. Ich investiere tatsächlich schon seit fünfzehn Jahren mehrere Stunden pro Woche, um mich informiert zu halten. Dabei wechsle ich auch immer mal die Kanäle. Aber man findet – auch als Fachfremde*r - viel Gutes im Netz. Man muss einfach anfangen, zu recherchieren.

Eine persönliche Frage zum Abschluss: Lesen Sie Bücher lieber klassisch oder auf einem E-Reader?

Ich bin ein haptischer Mensch und liebe Papier, Lesebändchen und Leineneinbände.

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Corinna Lovens

Rechtsanwältin

Corinna Lovens begann ihre Ausbildung mit einer Lehre für klassische Buchherstellung in München und studierte am Ende Neue Medien in Stockholm. Sie ist ehemalige Stipendiatin des Evangelischen Förderwerks Villigst e. V. und der Stiftung der deutschen Wirtschaft. Die Rechtsanwältin und Mutter von vier Kindern berät in ihrer Kanzlei Waterside DS GmbH seit 15 Jahren große und kleine Unternehmen und kirchliche Einrichtungen im Bereich Datenschutz.

https://waterside-ds.de/

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