Drei Digital Storytelling Redakteure

Learnings aus der Praxis: Digital Storytelling

Die Online- und Social Media Redaktion im Kommunikationswerk der Nordkirche hatte den Auftrag, die sieben Hauptbereiche der Nordkirche multimedial vorzustellen: Hier erzählen sie, wie sie vorgegangen sind und was sie gelernt haben.

Drei Geschichten, drei Thesen. Könnt ihr mir für jede Geschichte jeweils eure These in einem Satz benennen? Also die Botschaft der Story…

Die Botschaft jedes Onepagers ist: Menschen zählen. Ihr findet uns nicht nur auf der Kanzel, sondern auch in eurem Alltag. Wir sind ganz nah dran am echten Leben. Natürlich mit Abstufungen – mal ist der Fokus auf Musik und Gemeindearbeit, mal auf Seelsorge, mal auf der Generationen- und Geschlechtervielfalt. Thesen klingt in diesem Zusammenhang vielleicht etwas zu wissenschaftlich. Es gibt aber so etwas wie Leitsätze. Der Leitsatz jedes Onepagers ist zugleich sein Titel. Also: „Lebendige Kirche“, „Kirche am anderen Ort“ und „Wir finden Wege“.

Dann anders gefragt: Würdet ihr sagen, ihr erkennt auch nach Umsetzung der Geschichten den jeweils roten Faden wieder?

Teils, teils. Dass bei den erzählten Geschichten Menschen und ihre Lebensrealität im Vordergrund stehen, stimmt aus unserer Sicht. Aber die Zuspitzung auf die einzelnen Arbeitsfelder der Hauptbereiche war schwierig. Sie ist nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Dafür hätten wir noch viel mehr weglassen müssen. Der Mut zur Lücke war aber gerade am Anfang noch nicht ganz so groß. Im Rückblick würden wir sagen: Man darf sich in dieser Hinsicht mehr trauen, wenn die Themen, auf die man sich konzentriert, dafür richtig stark sind.

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Julia Krause

Referentin Internet/Multimedia

ist neugierig auf Menschen und ihre Biografien. Denn jede und jeder hat eine Geschichte, die es zu erzählen lohnt. Angefangen hat sie ihre Berufslaufbahn als Studentin bei einem Straßenmagazin. Später kamen Stationen bei Tageszeitungen und verschiedenen Fachmedien hinzu. Auf nordkirche.de berichtet sie vor allem über Themen, die soziale Gerechtigkeit in den Blick nehmen.

Warum habt ihr euch diese Geschichten ausgesucht fürs digitale Storytelling?

Wir haben anfangs die Hauptbereichsleiter*innen und die Mitarbeitenden gefragt, worin der Kern ihrer Arbeit besteht: Was wollt ihr anderen über euren Job vermitteln? Erzählt es uns so, als wenn es ein lockeres Gespräch unter Freunden oder Nachbarn wäre – kein Arbeitsgespräch. Und dann sind viele ins Schwärmen gekommen und haben das erzählt, was sie selbst als besonders positiv und sinnstiftend in Erinnerung haben. Meist waren das auch genau die Geschichten, die sich gut in einem redaktionellen Format verpacken ließen, weil sie so lebendig waren.

Denn darum ging es uns: Lebendige Geschichten, die von echten Menschen handeln. Sie sollten ein Gefühl dafür vermitteln, wie der Hauptbereich ganz praktisch arbeitet. Im Mittelpunkt stehen Menschen und ihre Erlebnisse, keine abstrakten Vorgänge. Wir glauben, dass man so am besten die Neugier weckt, hier tiefer einzusteigen und Angebote vielleicht auch selbst zu nutzen.

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Oliver Quellmalz

Social Media Manager

sorgt für gute Rahmenbedingungen, dass Kirche in sozialen Netzwerken ihre Zielgruppen erreicht. Er hat Kultur- und Medienmanagement in Hamburg studiert und ist in Ostdeutschland aufgewachsen. Seine Überzeugung: Lebens- und Glaubensgeschichten gehören in soziale Netzwerke. Sie geben Halt, schenken Kraft und sagen: Du bist nicht allein!

Wie seid ihr in der Planung und Umsetzung vorgegangen?

Als wir mit dem Projekt begonnen haben, hatten wir eigentlich nur eine Vorgabe: Die multimediale Vorstellung der Hauptbereiche. Und daraus entstand dann die Idee, dass es eine Win-Win-Situation für alle werden könnte: Die Nordkirche und ihre Hauptbereiche werden in Szene gesetzt – und wir lernen als Redaktion in Sachen Formatentwicklung und Storytelling dazu. Und zwar in einem relativ freien Rahmen, wie in einem Mini-Labor.

Bei der Konzeptentwicklung haben wir eine externe Beraterin mit ins Boot geholt: Nea Matzen. Sie ist freie Redakteurin und erstellt zum Beispiel Fernsehbeiträge für die Öffentlich-Rechtlichen und arbeitet auch als Trainerin bei der Evangelischen Medienakademie. Mit ihr haben wir sehr viel am „roten Faden“ gefeilt. Sie war in der Anfangszeit so etwas wie unser CvD. Das Material erstellt haben wir Redakteurinnen, Simone und Julia, zwei Videos hat ein externer VJ nach unserem Storyboard gedreht. Diese Drehs hat Oliver als Social-Media-Manager mit begleitet. Das Layout ist durch viele Hände gegangen: Wir hatten zwar ein Storyboard und eine Skizze. Aber wir haben schnell festgestellt, dass manches auf der Seite gar nicht so wirkt, wie wir es uns vorgestellt hatten. Also haben wir vieles drei, viermal neu designt, bis wir zufrieden waren.

Zum Glück gibt es da einen Lerneffekt: Wir werden immer schneller…

Generell gilt: Wir haben uns alle gegenseitig über die Schulter geschaut: Sind Aufbau und Sprache stimmig? Passt die Bildauswahl? Haben wir etwas vergessen? Es hat geholfen, ein Team zu sein. Wichtig war auch, dass Nea am Ende auch „von außen“ draufgeschaut hat, um zu sagen, ob jemand, der nicht in der Kirchenblase ist, überhaupt versteht, worum es geht.

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Simone Viere

Referentin Internet/Multimedia

wollte schon als Kind Journalistin werden und hat ihre erste selbstgemachte Zeitung (über Pferde) in der Grundschule auf dem Schulhof verkauft. Nach dem Studium der Medienwissenschaft, Anglistik und Literatur in Osnabrück und Glasboro (USA) ging es für sie zunächst nach Kiel ins Volontariat bei der Evangelische Zeitung. Heute lebt sie als Dorfkind in der Großstadt Hamburg und bringt vielfältige Geschichten aus der Nordkirche ins Internet.

Welche Technik und Tools habt ihr für die Umsetzung der einzelnen Elemente genutzt?

  • Alle Onepager haben wir mit dem Website-Baukasten  Squarespace gestaltet. Nach ersten Versuchen hat es damit richtig Freude gemacht, die Websiten zu bauen, da das System im wahrsten Sinne des Wortes wie ein Baukasten funktioniert. Eine externe Agentur hat uns bei der Farbgestaltung und dem Domain-Handling geholfen.
  • Die Storyboards haben wir klassisch im Word-Dokument gepflegt. Hier wäre eine Cloud-Lösung sicher besser gewesen, da wir gemeinsam an verschiedenen Orten daran gearbeitet haben. Aber wie das mit dem Datenschutz manchmal so ist ...
  • Kleinere Video- und Audio-Inhalte haben wir meist mit Adobe Premiere oder den systemeigenen Mac-Programmen gestaltet. Die großen Produktionen hat der externe VJ mit seinen eigenen Tools bearbeitet.
  • Bleiben zum Schluss natürlich noch Zoom und TeamDrive. Ersteres für unsere Meetings und letzteres zum Dateiaustausch. TeamDrive ist eine sichere Cloud-Lösung zum Austausch von Dateien.

Wer ist Zielgruppe eurer Geschichten?

Menschen, die wissen wollen, was die Nordkirche an Hilfen, Aktionen und Beratungsangeboten bietet und Menschen, die mehr über das Tätigkeitsfeld der Nordkirche erfahren wollen. Also etwa: Was macht die Nordkirche eigentlich für Ältere? Oder für Trauernde?

Was war die größte Herausforderung für euch?

Am Anfang waren die Hauptbereiche etwas skeptisch, ob diese Art der Präsentation die richtige ist. Es gab die Befürchtung, dass wir zu viel selektieren und nicht die Richtung zur Geltung kommt, was der jeweilige Hauptbereich alles kann und leistet. Wir mussten viel erklären, dass wir nicht alles abbilden können, sondern uns „Leuchttürme“ heraussuchen, die exemplarisch für die Projekte und Aufgaben der einzelnen Bereiche stehen.

Auf redaktioneller Ebene war es anfangs schwierig, den gewünschten Servicecharakter mit einem lebendigen Erzählstil in Einklang zu bringen – und dabei nicht den roten Faden zu verlieren.

Was habt ihr gelernt?

  • Ganz viel in Sachen Gestaltung und Userführung: Wie kann man eine Seite aufbauen? Was macht es, wenn man Kapitel umdreht? Wird dann ein anderer Schuh aus der Geschichte? Lässt sie sich dann besser oder schlechter nachvollziehen? Viel passierte durch Ausprobieren. Das hat Spaß gemacht, dauerte aber auch lang.
  • Daneben müssen wir sagen: Auch wenn die Vorbereitung dauert und sich ein Storyboard nicht von selbst schreibt, hilft ein Ablauf enorm – ob für eine gesamte Website oder nur für ein Video.  Dadurch haben wir keine Inhalte vergessen und konnten im Nachgang schneller „abarbeiten“.
  • Insgesamt war es extrem spannend, anderen Professionen, wie unserem VJ, über die Schulter zu schauen. Seitdem probieren wir uns viel mehr aus und lassen Drohnen selbst in die Luft steigen oder sprechen unsere eigenen Videos ein.

Was war neu für euch?

Wir haben alle früher schon mal gelayoutet, aber nicht in diesem Tool. Das mussten wir also neu lernen. Ebenso haben wir unterschiedliche. Video-Erfahrungen: Manche von uns konnten vorher schon Storyboards erstellen, filmen und schneiden, andere haben es jetzt gelernt.

Generell würden wir sagen: Die Arbeit an einem längeren Projekt ist nicht unbedingt unser tägliches Brot. Wir arbeiten ja sonst eher an tagesaktuelle Nachrichten. Content, der länger „haltbar“ sein soll, muss anders konzipiert sein. Das erfordert ein Umdenken.

Gibt es Tipps, die ihr Kolleginnen und Kollegen mitgeben könnt? Vielleicht auch unter dem Aspekt, was ihr heute anders machen würdet?

Eine Sache, die wir anderen raten würden, ist eine sehr klare Kommunikation: Sagt zu Beginn, was möglich ist, aber auch, was nicht möglich ist. Sonst kommt es zu Missverständnissen, die am Ende einfach alles unnötig in die Länge ziehen.

Was ist euch noch unklar?

Es gibt immer wieder Details, die wir im laufenden Prozess lernen – ob in technischer Hinsicht oder in kommunikativer. Aber meist stolpert man erst drüber, wenn man mittendrin ist.

Könnt ihr zur Distribution euerer Geschichten etwas sagen? Welche Gedanken habt ihr euch dazu gemacht? Und wie habt ihr’s dann umgesetzt?

Wir haben uns erst einmal auf die Content-Erstellung und die Websiten konzentriert, damit wir auch eine „kritische Masse“ vorliegen haben.  Aktuell haben wir drei Onepager komplett fertig, ein vierter ist ebenso veröffentlicht, wird aber noch laufend ergänzt. In dieser Phase planen wir gerade die Distribution über Social Media. Dafür nutzen wir für Videos die Accounts „Nordkirche“ auf Instagram, Facebook, X sowie YouTube. Da die meisten Inhalte nicht zeitkritisch sind, können wir sie auch in spätere Themen einarbeiten. Beispielsweise planen wir dieses Jahr die Themenseite „Sommerkirche“, die sich mit kirchlichen Angeboten für die Sommerzeit beschäftigt, stärker zu kommunizieren. Dort können sehr gut Inhalte aus diesem Projekt einfließen.

Habt ihr Feedback bekommen zu euren Geschichten? Wenn ja, welches und von wem?

Die Hauptbereiche selbst haben sich sehr positiv geäußert, teils auch überrascht. Für sie war es auch eine kleine Wundertüte, was bei dieser Art der Präsentation herauskommt. Es war also eine sehr spannende Zeit, die auch viel Geduld erfordert hat. Toll, dass die Hauptbereiche diese aufgebracht haben. Wir haben das Gefühl, es hat sich für beide Seiten gelohnt.

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