Über #HoffnungimBlick
2025 sind auf dem Wissensblog #neugierigbleiben Menschen die mit Medien arbeiten eingeladen, ihren Blick auf Hoffnung zu teilen: Was bedeutet Hoffnung für sie? Was gibt ihnen Hoffnung in ihrem ...
Beitrag lesenPastor Jens D. Haverland trägt seit gut 15 Jahren dazu bei, Wissen zu verbreiten – als Wikipedianer. „Wikipedia ist eine Möglichkeit, über Transparenz und Teilhabe Empathie zu wecken“, sagt er. In diesem Interview gibt er praktische Tipps, wie jede*r selbst auf Wikipedia aktiv werden kann und so sein/ihr Wissen der ganzen Welt zur Verfügung stellen kann.
Das kam schrittweise. Wie die meisten habe ich Wikipedia anfangs nur als Konsument genutzt, für Recherchen während des Studiums. Irgendwann habe ich dann die Diskussionsseiten entdeckt. Nach und nach habe ich damit begonnen, mein Wissen, das ich mir im Rahmen von Hausarbeiten erarbeitet hatte, zu teilen – erst kleine Aspekte, später dann auch grössere Abschnitte.
Auf meiner ersten Pfarrstelle war ich in einer pommerschen Landgemeinde tätig. In Wikipedia gab es damals manches über die Region, in der ich lebte – vor allem: eine Liste sämtlicher evangelischen Kirchen in Pommern! Ich habe angefangen, die bestehenden Informationen zu erweitern, mit Text und Bildern, zum Beispiel zur Baugeschichte einzelner Kirchen – was man als Gemeindepastor über die Geschichte eben so mitbekommt.
Den letzten Anstoss gab dann Corona: Als Pastor bei der Ökumenischen Arbeitsstelle im Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf ist die entwicklungspolitische Bildungsarbeit eine meiner wichtigsten Aufgaben. Während des Lockdowns mussten wir natürlich auf Treffen und Besuche verzichten. Um meine Arbeit trotzdem weiterzuführen, habe ich begonnen, mein Wissen zu bestimmten Themen über Wikipedia zu teilen. Ich schrieb in dieser Zeit mehrere Artikel, zum Beispiel über die Kenianische Evangelisch-Lutherische Kirche oder das Lieferkettengesetz – letzteres ist ja im Moment sehr aktuell, und die Seite hat derzeit rund tausend Aufrufe pro Tag.
Wikipedia ist eine Möglichkeit, über Transparenz und Teilhabe Empathie zu wecken. Zum Beispiel weiss vielleicht jemand nur wenig über die Kirche oder ein bestimmtes kirchliches Thema – traut sich aber nicht, uns zu fragen. Wikipedia ermöglicht es, dass diese Person trotzdem Antworten auf ihre Fragen bekommt.
Es stimmt, Wikipedia ist keine Plattform zur Selbstdarstellung. Wer hier mitarbeitet, stellt Wissen selbstlos zur Verfügung. Dabei ist Wikipedia in zweifacher Hinsicht sozial – einerseits als Informationsquelle auch für Menschen, die sich keine Bücher leisten können; und als echtes «social medium»: Uns Wikipedianer verbindet das gemeinsame Interesse, Wissen zur Verfügung zu stellen, und hier tauschen wir uns darüber aus.
Ja – alle, die ihr Wissen zu einem bestimmten Thema zur Verfügung stellen möchten! Das kann eine Einzelperson sein, oder eine Gruppe. Wenn jemand zum Beispiel viel über seine Kirche oder sein Dorf weiss, kann er/sie dieses Wissen der ganzen Welt über Wikipedia zugänglich machen!
#EinfachMalMachen :-) Nein, im Ernst – im Grunde muss man sich nur anmelden und kann schon loslegen. Das muss auch nicht gleich ein ganzer Artikel sein - auch ganz kleine Schritte sind schon ein wichtiger Beitrag. Allein auf der deutschsprachigen Wikipedia gibt es zwar über 2,6 Millionen Artikel, aber auch noch viele offene Fragen, auch im Themenbereich der Nordkirche.
Natürlich. Man muss nur daran denken, dass Wikipedia viel mehr ist als «nur» Artikel!
Aktiviere das Wikipedia-Netzwerk! Du kannst zum Beispiel einen Experten oder eine Expertin bitten, diesen Artikel zu schreiben. Oder du organisierst ein GLAM: Dabei kommen ehrenamtliche, freiwillige Wikipedia-Autor*innen digital und vor Ort zusammen, um ein Thema zu bearbeiten. Das hat zum Beispiel Seemannspastor Matthias Ristau gemacht – bei seinem Projekt «Wikipedia:Ahoi» kamen über 50 Artikel und unzählige Bilder zu den Themen Seefahrt und Seefahrer*innen zusammen, und mittlerweile ist sogar ein Buch daraus entstanden.
Bei Wikipedia gibt es kein oberstes «Kontrollgremium», sondern die Community sorgt selbst für die Kontrolle: Erfahrene Wikipedianer prüfen, ob ein neuer Artikel relevant ist und im Sinne der Richtlinien von Wikipedia geschrieben wurde, insbesondere was Zitierregeln, Quellenangaben und andere formale Vorgaben betrifft. Und auch die Einhaltung der „Wikiquette“ wird geprüft.
Je mehr ein*e Autor*in veröffentlicht, umso mehr Vertrauen geniesst er oder sie in der Wikipedia-Community. Dann werden z.B. irgendwann Beiträge automatisch freigeschaltet, und man bekommt sogar Wahlrecht bei der Wikimedia Foundation, dem Verein, der hinter Wikipedia steht.
Und ob!
Über bestimmte Mechanismen wird verhindert, dass falsche Informationen, sogenannte Trolls, veröffentlicht werden; das können Scherze oder Werbung sein, aber auch «alternative Wahrheiten» und Fake News. Besonders Informationen zu lebenden Personen werden
sehr kritisch angeschaut.
Lieber Jens, herzlichen Dank für das Gespräch!