Foto: Will Fancis

Wie bringe ich mein Projekt ins Radio?

Rund 35 Millionen Menschen hörten in Deutschland 2021 täglich Radio – und das für durchschnittlich 180 Minuten. Für viele kirchliche, soziale und NGO-Themen wäre also das Radio eine ideale Plattform – nur: Wie bringe ich mein Projekt in den Äther? In diesem Artikel stelle ich Ihnen anhand von immer wiederkehrenden Fragestellungen vor, wie Sie Ihren Beitrag in die Kirchensendungen bringen können, die wir beim Evangelischen Rundfunkdienst Nord (ern) produzieren.

Was interessiert die Hörer (und damit die Radioredaktion)?

Kirchliche, soziale und NGO-Themen sind häufig regional interessant. Geht es um eine Aktion in Lübeck, sollte davon auch in und um Lübeck zu hören sein. Hörer*innen aus Schwerin oder Flensburg sind vermutlich weniger daran interessiert. Ebenso ist das Interesse, über dieses Projekt zu berichten, bei einem regionalen Sender mit Sicherheit größer als bei einem landes- oder gar bundesweiten.

Ein Beispiel: Die Suche nach Kirchenhütern in der Region Graal-Müritz ist für Hörer*innen in Schleswig-Holstein nicht relevant.

Bei sogenannten „Leuchtturmprojekten“, deren Wirkung und/oder Beispielhaftigkeit über die Grenzen einer Stadt oder einer Region hinaus gehen, kann aber durchaus größer gedacht werden, denn hier bieten sich exemplarische Beiträge an.

Ein Beispiel: Die Kindergottesdiensttüte einer Gemeinde in Schleswig kann eine Inspiration für andere Gemeinden sein – auch in Hamburg oder Mecklenburg-Vorpommern. 

Und so ist es auch mit Themen, Aktionen, Projekten und Angeboten, die über das Internet für alle gleichermaßen zu konsumieren sind, beispielsweise Bücher, Videos oder Podcasts.

Ein Beispiel: Der Podcast #mehralspflege der Diakonie Hamburg ist über Streaming-Plattformen bundesweit zu hören – weil das Thema Pflege für Menschen in Bayern oder Sachsen ebenso relevant ist wie für Hamburger*innen.

Durch die Vernetzung des ern über die Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Rundfunk e.V. können diese Beiträge unseren Partnern bundesweit angeboten werden.  

Wie viele Menschen will ich überhaupt erreichen?

Ein Angebot, das auf zehn Personen begrenzt einmalig stattfindet, ist eher nicht für einen Vorab-Radiobeitrag geeignet - die Interessierten 11 bis 25 wären vermutlich enttäuscht, wenn es keinen Platz mehr für sie gibt. Hier bieten sich aber andere Formate an, zum Beispiel eine Reportage: Ein*e Reporter*in nimmt teil und berichtet danach von dem gelungenen Angebot. So werden andere zum Nachmachen animiert und es entsteht Kontakt mit Interessent*innen, sodass das Angebot gegebenenfalls sogar wiederholt werden kann.

Wie mache ich die Redaktion auf mein Thema aufmerksam?

  • Pressemitteilungen, die Lust und Laune machen, sind immer ein gutes Mittel, um die Aufmerksamkeit der Medien zu erreichen. Da reicht bei uns eine Mail an ktesch@ern.de. Denken Sie daran, uns Ihre Information rechtzeitig zu schicken, denn wir planen gut und gern 3-4 Wochen im Voraus, da unser Team nicht besonders groß ist.
  • Inzwischen sind aber auch Social-Media-Kanäle ein probates Mittel. Über Instagram oder Facebook bekomme ich mittlerweile persönlich und über den Account des Evangelischen Rundfunkdienst Nord (@ern_media) Themen angeboten – und etwa eines davon schafft es jede Woche in verschiedenen Formaten in unsere Sendungen in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Schleswig-Holstein.

Wie entscheidet die Redaktion, was gesendet wird?

„Häufig sind es die kleinen Geschichten, die die Initiator*innen für selbstverständlich und wenig interessant halten, die die Redakteur*innen vom Hocker reißen.“ 

Die meisten privaten Radiosender sind sogenanntes „Formatradio“. Ihr Programm folgt 24/7, relativ streng, einem ganz bestimmten Schema, das auf eine definierte Zielgruppe –meist 14-bis 49jährige oder 20- bis 59jährige - ausgerichtet ist. Dazu gehört auch eine gezielte Musikauswahl und ein festgelegtes Wording (Sprache und Sprechart der Moderatoren). 91 Prozent aller 14- bis 29-Jährigen hören mindestens einmal pro Monat Radio, via UKW, DAB+ oder Stream.[2]

Entscheidend finde ich, ob ein Thema originell ist. Ich stelle mir die Frage, welchen Mehrwert das Thema für die Hörer*innen der Kirchensendungen hat. Können sie mitmachen, werden sie inspiriert, über Neues informiert oder unterhalten? Diese Kriterien variieren je nach Redaktionsteam und sind, das möchte ich hier auch deutlich sagen, subjektiv.

Und was, wenn das Thema für einen Radiobeitrag nicht in Frage kommt?

Ich sage gerne: „Melden Sie sich mit jedem Thema – im schlechtesten Fall haben wir keinen Sendeplatz mehr frei.“

In diesem Fall schlagen wir das Thema aber in der Crossmedia-Konferenz den Kolleg:innen der Evangelischen Zeitung und des Evangelischen Pressedienstes (epd) vor. Da sich die Medien stark unterscheiden, bestehen auch unterschiedliche inhaltliche Interessen. Mit beiden Medien arbeiten wir eng vernetzt, sodass Themen häufig von mehreren aufgegriffen werden oder erst in der Konferenz zum passenden Medium finden

Übrigens: Auch andere Medien haben häufig Interesse an lokalen Themen. Einmal nachfragen, ob es einen Sendeplatz für ein Projekt oder eine Aktion gibt, insbesondere wenn sie gemeinnützig oder sozial ist, schadet nie - im schlechtesten Fall endet sie damit, nicht beantwortet zu werden.

Und wer ist das nun eigentlich, der Evangelische Rundfunkdienst Nord?

Wir beliefern private Radiosender mit kirchlichen Programmbeiträgen und Sendestrecken, produzieren Kampagnen für Kund*innen, und ein relativ neues Aufgabengebiet ist die Produktion von Podcasts. Der ern hat drei Redaktionen in Hamburg, Kiel und Schwerin, mit jeweils einer Redakteurin für das entsprechende Bundesland der Nordkirche.

Der ern gehört zum Evangelischen Presseverband Norddeutschland und ist dadurch redaktionell eng mit dem epd und der Evangelischen Zeitung vernetzt.

Gemeinsam erscheint unser Team auf dem Instagram Account (@ern_media). Freitags verraten wir in einem kurzen Video, welche Themen am Wochenende auf unserer SoundCloud[3] online gehen. Außerdem geben wir Einblicke in die tägliche Arbeit, erklären Feiertage oder zeigen kurze Videos von Terminen und zu Themen, die nicht unbedingt im Radio zu hören sind. Reinhören lohnt sich also!

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