Du bist seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Medienbranche tätigt. Was gibt Dir dabei Hoffnung?
Was mir Hoffnung gibt? Hoffnung bedeutet für mich nicht, nur auf das zu schauen, was direkt vor einem liegt, denn das kann schnell entmutigen. In der Geschichte der Kommunikation gab es immer Umbrüche. Der Buchdruck hat Wissen in nie dagewesener Weise verbreitet, Radio und Fernsehen schufen neue Formen von Öffentlichkeit. Mit der Digitalisierung begann erneut ein grundlegender Wandel, der heute weitergeht.
Jetzt stehen wir vor der nächsten Zäsur: künstliche Intelligenz. KI erkennt Muster in Daten. Generative KI kann Inhalte wie Texte, Bilder oder Code erzeugen. Agentic AI geht darüber hinaus: Sie plant Schritte und führt Aufgaben eigenständig aus.
Solche Veränderungen bringen neue Möglichkeiten hervor. Als ich Anfang der 2000er Jahre in die digitale Branche einstieg, war Web 1.0 ganz am Anfang. Online-Marketing, Social Media oder Community Management waren noch keine Berufsbilder. Heute wird gestreamt, Netflix und Co haben das lineare Fernsehen in den Hintergrund gedrängt. So schnell, wie Medienwelten sich verändern, öffnen sich auch neue Türen.
Entscheidend ist, wie wir mit diesen Technologien umgehen. Als Trainerin für Social Media, LinkedIn und digitale Strategien sehe ich, wie wichtig es ist, spielerisch zu testen und zugleich strategisch zu reflektieren. Beides gehört zusammen.
Meine eigentliche Hoffnung schöpfe ich aber aus meinem Glauben. Er trägt durch Umbrüche, Abbrüche und Neuanfänge.
Was gibt Dir bei Deiner Arbeit als Trainerin Hoffnung?
Dass jede Gruppe anders ist und dass es immer einen gemeinsamen Nenner gibt. Die Teilnehmenden haben sich bewusst entschieden, dabei zu sein.
Ich arbeite deshalb so aktuell wie möglich. Fragen nehme ich ernst. Wenn ich eine Antwort nicht sofort geben kann, kläre ich sie in der nächsten Sitzung. Meine Präsentationen und Workshops sind nie starr, sondern passen sich an Themen, Fragen und das Tempo der Gruppe an.
Natürlich könnte ich es mir einfacher machen: Eine Präsentation, eine feste Struktur, die ich jahrelang durchziehe. Aber das wäre nicht mein Weg. Es würde mich langweilen. Viel wichtiger ist es mir, auf die Bedürfnisse der Gruppe einzugehen und den passenden Zugang zu finden.
Das macht meine Arbeit lebendig. Genau darin liegt für mich Hoffnung.
Worauf hoffst Du in den nächsten Monaten?
Persönlich hoffe ich darauf, dass wir aus dem Teufelskreis der Gewalt herausfinden, in dem wir uns gesellschaftlich und spirituell bewegen. Kriege, Dauer-Krisen und die ständige Überforderung können einen schnell herunterziehen.
Vor einigen Wochen habe ich im Salzkorn, einer Publikation der Offensive Junger Christen, einen Artikel von Konstantin Mascher gelesen: „Als radikaler Optimist – auf dem Boden der Realität Gottes“. Mascher ist Soziologe, Familienvater, Hobbybrauer und war viele Jahre Prior der OJC-Kommunität. Der Text hat mich geflasht, es hat in mir klick gemacht.
Er beschreibt, wie Pessimismus wirkt: klug, realistisch, rhetorisch überlegen. Aber er nimmt uns die Kraft, Zukunft zu gestalten. Optimismus dagegen ist eine Haltung. Ein echter Optimist hält Spannungen aus, kann Mehrdeutigkeit ertragen und rechnet mit dem Unerwarteten. Hoffnung ist dabei wie ein Same, der lange vor der Ernte gesät wird. Sie braucht Pflege, Geduld und Vertrauen, dass die Mühe nicht vergeblich ist.
Besonders eindrücklich war für mich sein biografischer Exkurs: Seine Eltern gingen während der Apartheid als Missionare nach Südafrika. Sie hielten an einer Zukunft fest, in der jede Sprache und Ethnie ihren Platz hat. Die Apartheid wurde überwunden, und das Land hat heute elf Amtssprachen. Ihre Hoffnung hing nicht von den Umständen ab, sondern von der Überzeugung, dass Gottes Zukunft stärker ist als Resignation.
Gerade in unsicheren Zeiten braucht es Menschen, die Hoffnung leben. Seit der Lektüre dieses Artikels sage ich: Ich will eine radikale Optimistin sein. Das ist herausfordernd, denn Pessimismus ist viel einfacher - es reicht ein Blick in die News. Beruflich wie privat bedeutet das für mich, radikal optimistisch zu handeln, auf Gottes Wege zu setzen, dem Unerwarteten Raum zu geben und mit Wundern zu rechnen. Oder, wie es die Schriftstellerin Madeleine L’Engle formulierte: „Vielleicht sind wir alle dazu bestimmt, Wunder zu tun.“