Nur wenige Monate nachdem Du Deinen Job in der Nordkirche begonnen hattest, übernahm Hamburgs Bischöfin überraschend das höchste Amt der evangelischen Kirche in Deutschland. Was hast Du als erstes gedacht?
Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass ich die Tragweite der Ereignisse zunächst gar nicht einschätzen konnte. Ich arbeitete erstmals in kirchlichen Kontexten, war noch kein halbes Jahr an Bord der Nordkirche. Ich war mittendrin, kirchliche Strukturen zu verstehen, Menschen kennenzulernen und ihren Fachbereichen zuzuordnen, meine eigenen Aufgaben zu strukturieren und zu bewältigen. Und in diese Phase platzte plötzlich dieses „kleine Ehrenamt“ der Person, für deren öffentliche Wahrnehmung ich zuständig sein sollte.
Glücklicherweise bin ich von meinem Naturell ein eher unaufgeregter und pragmatischer Typ. Also versuchte ich die Situation anzunehmen, wie sie nun war, und stürzte mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen in die Arbeit. Das Medieninteresse war natürlich schlagartig angewachsen, die Anfragen und Interviewwünsche zahlreich. In dieser Zeit habe ich weniger gedacht als viel mehr gehofft! Dass ich persönlich den Anforderungen gerecht werde, dass wir als Team die Herausforderung meistern und dass wir die neuen Vorzeichen für eine größere Sichtbarkeit der uns wichtigen Themen nutzen können.
Was gibt Dir bei Deiner Arbeit als Pressereferentin Hoffnung?
So nah war ich der Hoffnung beruflich noch nie! Ein zentraler Antrieb, mich nach jahrzehntelanger Arbeit in Fernsehredaktionen noch einmal umzuorientieren, war tatsächlich der Wunsch, möglichst sinnstiftend zu arbeiten. Die Welt im Großen zu verändern, werde ich in diesem Leben nicht mehr schaffen, so viel ist klar. Aber im Kleinen, da liegt meine Chance.
Seit Kindheitstagen bin ich fest im christlichen Wertekanon verankert. Ich versuche, jeden Menschen so zu behandeln, wie auch ich behandelt werden möchte, versuche vorurteilsfrei und diskriminierungssensibel zu agieren, bin verständnisvoll und vergebungsbereit. Respekt vor dem Leben und der Schöpfung halte ich für selbstverständlich, ebenso die Förderung des Gemeinwohls. Das alles in der Hoffnung auf eine bessere Welt. Und dass ich dieser Hoffnung inzwischen durch meine Arbeit Nahrung geben darf, macht mich wirklich zufrieden.
Worauf hoffst Du in den nächsten Monaten?
Ich blicke mit Entsetzen und Ohnmachtsgefühlen auf die aktuellen Krisenherde dieser Welt und kann nicht aufhören, auf unerwartete Lösungen zu hoffen – dass Waffen wieder schweigen, Gewaltspiralen zum Stillstand kommen.
Und wenn mir die Flamme der Hoffnung aufgrund der Aussichtslosigkeit auszugehen droht, dann hoffe ich einfach nur, dass meine Kinder das Samenkorn der Hoffnung sicher in sich tragen und es im Laufe ihres Lebens zu einem stattlichen Baum mit tiefen Wurzeln und lichtdurchfluteter Krone wachsen lassen. Ich bin ziemlich sicher: Die Triebe kann ich schon sehen!