Ein Mann mit rosefarbener Jacke sitzt im Freien, im Hintergrund eine Brücke, blauer Himmel und Gebäude.Thomas Leidig

Hoffnung im Blick mit Julian Sengelmann

Was kommt? Was geht? Was bleibt? Der Theologe, Musiker und Schauspieler Julian Sengelmann geht in seinem neuen Buch „Ankerpunkte. Was uns Halt gibt, wenn das Leben stürmisch ist" diesen Fragen nach. Er teilt Geschichten, praktische Tipps und lädt dazu ein, sich auf eine ganz persönliche Entdeckungsreise zu begeben.

Dein Buch ist gerade erschienen. Du hast die ersten Lesungen hinter Dir. Wo hast Du Hoffnung erlebt?

Die Lesungen waren – wenn ich ehrlich bin – ganz anders, als ich sie mir so im stillen Kämmerlein vorgestellt hatte. Sie waren viel emotionaler und tiefer. Dass Menschen so berührt waren, hat wiederum mich tief berührt. In meinem Buch spreche ich viele Themen an, die sonst – zumindest wäre das ein Rückschluss aus den Reaktionen – sonst nicht zur Sprache kommen. Ich schreibe ja ziemlich ungeschönt über meine Ängste und meine Suche nach Hoffnung im Angesicht der Flut globaler und persönlicher Katastrophen. Hoffnung habe ich bei diesen Lesungen darin erlebt, dass Menschen sich plötzlich nicht geschämt haben, Gefühle zuzulassen. Dass Männer, die das vielleicht so nicht gelernt haben, weinen mussten. Diese Weichheit in zunehmend harten Zeiten macht mir selbst wiederum Hoffnung. 

Seit Herbst 2024 moderierst Du die ZDF-Sendung „Die letzte Bank“ und unterhältst Dich mit Menschen über ihr Leben. Welche Rolle spielt Hoffnung in Deinen Gesprächen?

Das spielt eine ganz fundamentale Rolle. In der Sendung sprechen Menschen über Krisen und Katastrophen, für die sie Strategien entwickelt haben. Und genau diese teilen sie mit mir – stellvertretend für die Zuschauenden. Ich glaube, dass das ein Kern von Hoffnung an sich ist: sie zu teilen. Hoffnung ist aktiv und ein mimetischer Prozess – sie kann sich verdoppeln, wenn wir sie teilen. Das ist die Haltung, die wir auf der letzten Bank einnehmen. 

Worauf hoffst Du in den nächsten Monaten?

Ich hoffe auf Weihnachten! Nicht nur als wunderbar kitschiges und häufig auch beladenes Fest – ich liebe einen gewissen Kitsch und Rom Coms sehr. Sondern als Vergewisserung, dass die Weihnachtsgeschichte davon erzählt, dass die ultimative gute Nachricht - denn das ist die Übersetzung des Wortes „Evangelium“ - da ist. Nicht in einem luftleeren Raum, nicht kitschig und laut, sondern klein und zerbrechlich, aber lebensverändernd. In einer Welt aus Katastrophen und schlechten Nachrichten erinnern wir uns an Weihnachten, dass die ultimative gute Nachricht längst da ist und es unsere Aufgabe ist, davon zu erzählen. Alle Jahre wieder…

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Julian Sengelmann

Musiker, Autor und Theologe

ist Musiker, Fernsehmoderator, Schauspieler, Sprecher, Buchautor und Theologe. Er ist Host des neuen ZDF-Talks DIE LETZTE BANK. Darin trifft er Menschen mit komplizierten und berührenden Biografien und spricht mit ihnen im wahrsten Wortsinn über Gott und die Welt. Zudem leitet er das Innovationsprojekt INNER CITY CHURCH: digitaloge Kirche.

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